Eine Reise nach Korfu

Bis zum 11. Mai, dem Abreisedatum nach Korfu, war noch einiges zu erledigen. Die turnusmäßige, für Charterboote notwendige Überprüfung des Unterwasserschiffs war erforderlich. Dazu mussten die zehn Tonnen schwere Polaris aus dem Wasser gehoben werden. Neben dem Anstrich des Unterwasserbootes, auch "Anti-Fouling" genannt, mussten wir allerlei Gerätschaften besorgen um die adriatischen Gewässer verlassen zu dürfen.

Die Anreise am Vortrag gestaltete sich unproblematisch. Wir fuhren um 06:00 Uhr Morgens los. Vom Bielefelder "Ostwestfalendamm", eine Art Stadtautobahn, bis nach Split sollten wir Schnellstraßen nicht mehr verlassen müssen. Das letzte Nadelöhr der slowenischen Autobahnen wurde wenige Monate zuvor geschlossen. Innerhalb von dreizehn Stunden "flogen" wir von Ostwestfalen nach Kroatien. Die Nacht verbrachten wir in einer Pension unweit der Altstadt von Split. In dieser Pension waren wir schon häufig zu Gast. Der Preis war günstig, die Agentin sehr herzlich und jederzeit via WhatsApp zu erreichen. Nur die Suche nach eine geeigneten Parkplatz gestaltete sich etwas knifflig. Nach langer Suche wurden wir letztlich doch fündig ohne zu befürchten, dass das Fahrzeug abgeschleppt wird oder so ungünstig steht, dass es beschädigt werden könnte.

 

Nach dem Bezug unseres Nachquartiers genossen Lars, mein Vater und ich ein leckeres Abendessen in der Konoba Feral. Danach begaben wir uns in die Altstadt: Das Bild entstand bei einem leckeren Kaltgetränk am Diokletian-Palast, welcher zu Tageszeit auch besichtigt werden darf. Ich spreche eine klare Empfehlung aus! 

 

Der Folgetag begann früh. Mein Vater war bereits unterwegs um im Umfeld von Split noch diverse Ausrüstungsgegenstände zu besorgen. Unter anderem wurde in diesem Jahr die Rettungsinsel neu gepackt. Diese erhielt zusätzlich Proviant, das "Grab-Back", welches Vorschrift ist, wenn man die adriatischen Gewässer verlassen möchte.

 

Der vormittägliche Auftrag von Lars uns mir war, die Yacht nach Milna auf Brac zu bringen. Dort soll sie gekrant und gewartet werden. Unser Yacht ist in Maslinica auf der Insel Solta beheimatet. Die Insel Solta liegt westlich von Brac vor Split. Der ursprünglich Plan sah vor, via Fähre und Bus zu ihr zu gelangen. Unser kroatischer Freund auf Maslinica, Tonci, erklärte sich bereit, die Yacht nach Split zu fahren, da er ohnehin in der größten Hafenstadt etwas erledigen musste. Das bedeutete für uns weniger Aufwand und viel Zeitersparnis, die gerade in den kommenden Tagen sehr kostbar sein sollte. 

Tonci ist ein zufälliger Mensch: Früher als angekündigt, gegen 09:30 Uhr, traf er unweit der Tankstelle von Split mit unserer Yacht ein. Wir gingen an Bord, bedankten uns bei Tonci und fuhren mit Kurs 184° in Richtung Solta. Das Wetter war schön. Der leichte Westwind mit vielleicht zwei Beaufort hätte uns auch ohne Motor nach Solta bringen können. Die Genua war jedoch noch nicht auf dem Vorstag, da es im Winter ausgebessert wurde. Da unsere Großschot ihre beste Zeit hinter sich hatte, besonders durch die vielen Segelstunden unseres letztjährigen Törns nach Italien, entschlossen wir uns, den Motor jockeln zu lassen. 

 

Während Lars die Sonne und die herrliche Weitsicht genoss, begutachtete ich die Yacht nach dem Winterlager. Der Zustand war ausgezeichnet. Die Bilge war trocken. Die gesamte Elektronik, von der Duschpumpe bis zum Funkgerät, funktionierte einwandfrei. Und das allerwichtigste: Unsere Bluetooth-Musikanlage mit Lautsprechern für das Cockpit tat seinen Dienst. Ich fühlte mich gewissermaßen Zuhause. Und dieses Mal sollte die Polaris für 6 1/2 Wochen mein Zuhause sein.

Wir kamen gegen 12:00 Uhr in Milna. Wir machten längsseits hinter der Tankstelle fest: Dies war der Bereich für Schiffe, die zwecks Reparaturen in Milna sind oder zur Kranung vorgesehen. In den letzten Jahren verbrachten wir zum Saisonbeginn ganze Wochen an dieser Örtlichkeit. 

 

Lars und ich gingen von Bord und machten einen Landgang. Milna ist ein kleines Hafenstädtchen welche sich in den letzten fünf Jahren sehr gewandelt hat. Es war einer der wenigen Städte, die im Kroatien-Krieg im Jahr 1991 angegriffen wurde. Sie war eine Stadt, welche nur sekundär vom Tourismus lebte. Hauptsächlich widmete sie sich der Fischerei. Gerade an der südlichen Pier stank es nach Seegetier und viele (Segel)-Touristen mieden die Örtlichkeiten. Gleichwohl war sie einer der wenigen Hafenstädte, in denen es möglich war, wirklich alles rund um die Yacht zu warten und zu erneuern. Besonders die Familie Sauer, welche in der Ortschaft tätig sind, haben sich einen Namen bei vielen Seglern gemacht und haben den Anspruch jedes Problem, welches auch bei einem Törn auftritt, schnell zu lösen oder die passenden Kontakte zu vermitteln. 

 

Mittlerweile wird hier kein Fisch mehr ausgenommen. Dort, wo früher in großen Hallen Fische ausgeweidet wurden, gibt es Sanitäranlagen für die davor entstandene Marina. Hotels und Lokalitäten vermehrten sich exponentiell. Gleichwohl ist es einer der wenigen Städte, in denen man wunderbar verweilen kann. Lars und ich verweilten an der Pier mit einem Kaltgetränk als mein Vater anrief: Er war bereits in Milna. Als er bei der Yacht ankam, sagte ihm ein aufgeregter Marinero, dass wir die Polaris sofort an eine Moring legen sollen. Man würde noch vierzig Schiffe erwarten. Wir warfen eilten zurück zum Schiff. Ich möchte mit den hiesigen Menschen keinen Ärger haben, wo wir einmal im Jahr dort für längere Zeit verweilen. Wir brachten das Nötigste aus dem PKW an Bord und verlegten die Yacht. Wir schnauften durch und stellten fest: Auch so früh in der Saison ist hier mittlerweile bereits die Hölle los. 

 

Den Rest des Tages schrubbten wir das Deck und bauten das Dingi auf, welches über den Winter in Split zur Reparatur war. Es wird uns in Albanien wichtige Dienste leisten müssen. Ich war im Vorfeld besorgt, ob es überhaupt zu reparieren war: Der Spiegel hatte sich in der letzten Saison vom Schlauch gelöst. Die Dinghi-Reparatur-Werkstatt schien aber wieder saubere Arbeit geleistet zu haben. Der Schlauch hielt den Druck. Insgesamt sah alles recht ordentlich aus.

 

Polaris war bereit zum Kranen. Wir sollten am nächsten Tag gegen 10 Uhr aus dem Wasser sein. Ein Sachverständiger der Firma "Hrvatska Registar Brodova" soll gegen 11:00 Uhr erscheinen, um entsprechend des zweijährigen Turnus den Zustand der Yacht im Rumpfbereich zu begutachten. Für Charteryachten sind diese Abnahmen vorgeschrieben. Für private genutzte Yachten ist nur alle fünf Jahre eine Untersuchung vorgeschrieben. Jedes Jahr werden zusätzlich die Ausrüstung geprüft. Insbesondere die Rettungsmittel. 

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