Polaris auf dem Trockendock

07. Mai 2019

Viele ereignisreiche Tage liegen hinter uns. Mittlerweile ist unsere Yacht wieder im Wasser. Der Reihe nach: Die Yacht wurde am Freitag entgegen der Absprache drei Stunden später gekrankt. Der Kranbereich des Steges, war hoffnungslos mit Tagesliegern überfüllt. Das war zu befürchten. 

Natürlich wäre es uns grundsätzlich egal gewesen. Leider erschien der Sachverständige der Firma "Hrvatska Registar Brodova" pünktlich wie angekündigt um 11:00 Uhr zur turnusmäßigen, verpflichtenden Überprüfung des Unterwasserschiffs. Am Vortag hatte er bereits angekündigt lediglich bis 12:30 Uhr bleiben zu können, falls es Probleme mit den Abläufen geben sollte.   

 

Er hatte Verständnis für die Situation, schien den Verzug erwartet zu haben und begab sich mit seinem Laptop in eine Konoba und ging anderen schriftlichen Arbeiten nach. Ich habe die Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter des Unternehmens immer als kooperativ und kundenorientiert empfunden. Das hatte sich an diesem Tag erneut bestätigt. 

 

Gegen 13:00 Uhr war es soweit: Wir fuhren die Yacht längsseits an den freigewordenen Steg. Vier Mitarbeiter bereiteten routiniert alles vor. Wir gingen von Bord und beobachten diese seltene und spannende Prozedur. Zwei große Gurte wurden unter dem Rumpf gelegt und das Achterstag gelöst. Kranführer "Maxi" startete den, welcher fortan die Kulisse mit einem lauten Dröhnen beschallte. Die Gurte wurde am Kran eingehängt. 

Zentimeter für Zentimeter wurde die Yacht aus dem Wasser gehoben. Der Zustand des zwei Jahre alten "Antifoulings" war noch erstaunlich gut. Nur eine Handvoll Muscheln und Seepocken haben sich am Rumpf festgesetzt. Der Törn im vergangenem Spätherbst, welcher nach Italien und zurück führte, schien noch einige Meeresbewohner abgewaschen zu haben.  

 

Die Yacht schwebte an uns vorbei und wurde auf dem Trockendock herabgelassen und auf dem Kiel abgesetzt. Die umliegende seitliche Konstruktion dient lediglich der Stabilisierung - anderseits würde der Rumpf stark beschädigt. Der Sachverständige machte sich auf dem Weg und begutachtete mit strengen Blicken das Schiff. Zuerst stellte er sich fünf Meter vor dem Bug als wolle er prüfen, ob Polaris sichtbar "verbogen" sei. Er begutachtete die Bordwanddurchlässe, Kiel und Ruderblatt. Im Schiff unter anderem die Seeventile. Beanstandet wurde lediglich eines davon, dessen Anstoßpunkt verbogen war, sodass man es überdrehen könnte. Einer meiner Crewmitglieder hat das "Seeventile schließen" letztes Jahr zu sportlich genommen. ;-) Wir hatten es ohnehin auf der Reparaturliste, sodass die Abnahme bestanden war. 

 

Nach einem Mittagessen und einem "Sljivovica" auf die erfolgreiche Abnahme bereiteten wir den Anstrich vom Unterwasserschiff vor. Der Rumpf war bereits im wahrsten Sinne des Wortes mit "Hochdruck" gereinigt worden. Wir besserten mit Schleifmaschinen die ein oder andere Stelle aus und verpassten der Yacht die erste von drei Schichten "Antifouling". 


Auch die Reinigung und das Polieren des Gelcoats sollten uns die kommenden Tage noch viel beschäftigen. Am Samstag goss es ab Mittag aus Kübeln. Wir fassten den Entschluss uns einen halben Tag Pause zu gönnen und genossen die Zeit bei kaltem Ozujsko und gebratenem Fisch in einer kleinen Konoba unweit unserer Yacht. Am Abend sahen wir uns eine Dokumentation über einen Törn von Split nach Albanien an. Urheber dieses Videos und gleichzeitig Skipper des Törns war Christian Winkler. Das Beiwerk zu diesem Video ist ein ausführlicher Törnbericht, welcher uns im Vorfeld viele offene Fragen beantworteten konnte und die Reise gewiss vereinfachen wird. Diese Dokumentation kann ich nur wärmstens empfehlen. Unsere Yacht ist auch zufällig in einer Sequenz zu sehen. :-) Herr Winkler und ich waren im letzten Sommer zeitgleich in der "Konoba Dalmatia" auf Mljet. 

 

Am Nachmittag erschien ein örtlicher Metallbauer, Andro. Mit ihm hatten wir schon viele gute Erfahrungen gemacht. Er sollte unsere Ankerwinch reparieren. Nach zwanzig Jahren hatte die Winch bei Benutzung spiel bekommen. Sie schlackerte leicht unter Arbeit. Das ist aber kein Zustand und darum haben wir es reparieren lassen. Andro hatte in der Vorsaison schon vorgeschlagen, die Schrauben abzutrennen und gegen größere zu ersetzen, da die Löcher doch ziemlich ausgenudelt sind. Andro ist in Genie in seinem Fach und geht seiner Arbeit mit Leidenschaft nach und versucht das unmögliche möglich zu machen. Die Winch wurde schon am Donnerstag ausgebaut. Heute wollte er sie wieder einbauen. Habt ihr schonmal eine Winch angehoben? Geschweige in ein auf dem Trockendock stehende Yacht verbracht? Wir nahmen eine große Festmacherleine. Andro band sie ringsum, kletterte die Leiter hoch und hob sie geschwind auf das Deck, ohne dass sie gegen das kostbare Gelcoat schlug. Bärenkräfte! 


Am Sonntag ging es weiter, das Wetter spielte mit. Die nächste Schicht "Antifouling" wurde aufgetragen und der Rumpf gründlich gereinigt. Die Yacht soll für die lange Auslandsreise besonders schön aussehen. Am Montag war Rasmus wieder gegen uns. Es regnete immer wieder. Polieren bei Regen funktioniert nicht. Eigentlich sollte an diesem Tag das Boot ins Wasser, wir verschoben den Termin auf den Folgetag und nutzten jeden sonnigen Abschnitt um das Wachs auf den Rumpf aufzutragen. Trotz der schwierigen Bedingungen waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. 

Am heutigen Morgen sollte die Yacht bei schönem Wetter wieder ins Wasser. Nach dem Einhängen der Gurte schwebte sie majestätisch zurück über die Adria. Zentimeter für Zentimeter lies Kranführer Maksi die tonnenschwere Yacht abwärts. Als sich die Gurte lockerten und Polaris wieder schwamm eilte mein Vater zum neuen Seeventil in der Nasszelle vom Bug: Alles dicht. Wir verlegten die Yacht und gingen an eine Mooring. Es herrschten starke westliche Winde mit etwa 25kn. Der Hafen ist völlig ungeschützt. An der Mooring liegend wird man in Milna an den meisten Liegeplätzen bei der Wetterlage Cross getroffen. Die restlichen Arbeiten der nun wieder im Wasser liegenden Yacht waren daher deutlich erschwert. Die Wellen schlugen an den Rumpf, die Polaris schaukelte sich stark auf.

 

Andro erschien kurz darauf pünktlich wie besprochen: Er hatte über das Wochenende das gesamte Gestänge des Biminis verbessert. Durch einen Sturmschaden im letzten Sommer, eine Windhose im Heimathafen Maslinica, war es stark verbogen und unansehnlich. Auf dem Trockendock stehend sollte das große unhandliche Gestänge jedoch nicht wieder aufgebaut werden. 

 

Wir versuchten das Gestänge auf die Yacht zu befördern. Die Polaris schaukelte und schaukelte aufgrund der Wetterlage. Andro ging auch unfreiwillig einmal baden. Zum Glück unverletzt. Aber anstelle erstmal nach Hause zu fahren und sich umzuziehen setzte er seine Arbeit durchnässt. Wer mal in Milna auf Brac ist und einen zuverlässigen Metallbauer sucht, der unmögliches mit Enthusiasmus möglich macht: Fragt nach "Firma Bobica"!


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