Kroatien lässt uns nicht gehen.

Datum: 14. Mai 2019

Ziel: Korfu

Zuletzt bearbeitet: 18. März 2022

Aufgrund des kräftigem Ostwinds liegen wir frustriert bei Vorboska vor Anker. Nach vier Reisetagen haben wir von den etwa 320 Seemeilen bis Korfu gerade einmal zwanzig Stück hinter uns bringen. Der Wind soll noch bis morgen aus der falschen Richtung pusten. An Aufkreuzen ist nicht zu denken. Der Reihe nach:

 

Am Samstagnachmittag fuhren Lars und ich bei Sonnenschein zur Marina Baotic nach Trogir-Seget. Dort sollte die restliche Crew zusteigen. Als wir die westliche Tonne bei der Halbinsel Trogir umschifften war das Donnern einer im Landeanflug befindlichen Maschine deutlich zu vernehmen. Wir reckten die Hälse als sie mit unserer restlichen Besatzung über der Polaris hinwegflog. Mir gelang es noch ein Foto zu schießen. Das nicht zu übersehende "Holo" sollte ein Vorzeichen für die erwartete Wetterverschlechterung sein. Wir setzten Kurs auf die Marina Baotic und legten wenig später seitlich an der Baotic-Tankstelle an, wo die restliche Crew bereits sehnlichst auf uns wartete. Sabrina und die Zwillinge Philipp und Julian verstauten nach dem freudigen Wiedersehen ihre Habseligkeiten. Mit einem kühlen Getränk in der Hand segelten wir nach Maslinica zurück. Ein herrlicher Tag, welcher bei einem guten Abendessen und kühlen Getränken in Georgs Taverne abgeschlossen wurde. 

 

Am Sonntagmorgen setzte eine starke Jugo ein. Die Jugo ist ein starker südöstlicher Wind. Unser Ziel Korfu lag in südöstliche Richtung. Die Wetterlage sollte sich die nächsten Tage nicht großartig ändern. Was für ein Schlammassel.

Dabei hatten wir am Vorabend überlegt, ob wir es wagen sollten, nach Vis zu segeln. Die Idee wurde gestrichen. Das Wetter war in den Morgenstunden so unbeständig dass wir beschlossen bis Mittags zu warten. Die Wartezeit eignete sich um einen großzügigen Grundeinkauf im wenig entfernten Grohote zu erledigen. Unser Freund Tonci lieh uns hierfür seinen Golf. 

Nachdem der Einkauf verstaut war fiel der Entschluss es wenigstens bis Milna auf Brac zu schaffen. Tonci war uns beim Ablegen behilflich. "Gute Reise!", wünschte uns Tonci, stieg in seinen Golf und brauste unter Begleitung eines dumpfen Grollens davon. Die Abgasanlage seines legendären Fahrzeugs stand schon länger auf der Reparaturliste. 

 

Mit langsamer Fahrt liefen wir aus dem vor Jugo geschütztem Maslinica hinaus. Wir wollten nördlich an Brac vorbeisegeln. Die Jugo machte uns auch hier einen Strich durch unserer Rechnung. Sie blies in den Spitzen mit bis zu vierzig Knoten. Es regnete aus Kübeln. Wir versuchten aufzukreuzen, wurden aber so sehr beschickt dass unser wahrer Kurs nach der ersten Wende in Richtung Trogir lag. Mit einer kleinen Genua hatten wir fast sieben Knoten Fahrt. Gegen Wind und Welle mit Motor zu fahren war keine Option. Wir ordneten uns dem Wetter unter und segelten mit Halbwind in Richtung Trogir um in einer sehr geschützten Bucht unseren Anker auf fünf Meter Wassertiefe zu stecken. Es war gerade 13 Uhr als wir den ersten Tag im Salon feierlich beendeten. Die Gesamtstrecke war nun fünf Seemeilen länger geworden. Sei es drum. Nach dem Abendessen (Gnocchi mit hausgemachter Bolognese) fielen wir bierseelig in die Federn.  

 

Am nächsten Morgen fuhren wir unter Motor Richtung Split. Zwei Crew-Mitgliedern stellten fest, dass sie dringend Ölzeug benötigen. Wir setzten sie an der „Riva“ ab. Co-Skipper Philipp, frisch gebackener Scheininhaber, hatte in der Zeit im Hafenbecken von Split ein paar Manöver gefahren, um sich mit der Polaris vertraut zu machen. Die restliche Crew kehrte vollgepackt mit Taschen eines bekannten Ausstatters für Segelkleidung zum Boot zurück. Das Ölzeug sollte sich direkt als nützlich erweisen. Es regnete wieder aus Kübeln. Bei schwachen, nördlichen Winden Winde. Unser kleingestecktes Tagesziel war Vrboska auf Hvar.

 

Vroboska ist ein wirklich schönes Örtchen und immer eine Reise wert. Praktischerweise habe ich dort Freunde, welche sich bereit erklärten, unsere Sachen zu trocknen. Wir segelten mir etwa 5 Knoten gen Brac. Es regnete erneut Bindfäden. Das Wasser floss im Strömen am Gestänge vom Bimini herunter. Das neue Ölzeug erfüllte direkt seinen Zweck.

 

Wir entschlossen uns in Milna halt zu machen, um eine Pizza bei Dario in der Pizzeria Slika zu essen. Gleichzeitig konnten wir uns auch aufwärmen und auf besseres Wetter hoffen. Wir begaben uns zur Yacht. Nach wenigen Meilen zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen hinter dem wolkenverhangenem Himmel. Was für eine Wohltat nach zwei Regentagen! Und die Gelegenheit bei Flaute die Segel zu trocknen. Gutgelaunt legten wir in Vrobska an und verbrachten einen schönen Abend. Am nächsten Morgen sollte es weitergehen. Wir wussten wir, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt. Unser Tagesziel war Dubrovnik.

 

Eigentlich.

 

Es war eine starke Bora vorhergesagt die auch wie vorhergesagt mächtig einschlug. Wir warteten bis mittags ab. Unser Tagesziel wurde auf Korcula eingedampft! Wie fuhren aus der geschützten Hafeneinfahrt heraus. Dort lagen Böen von etwa zwanzig Knoten an. Als wir um eine Kurve führen und auf das Meer blickten, konnten wir schnell erahnen, was sich auf der Adria abspielte: Die Gischt schäumte stark und hohe Wellen türmten sich auf. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir noch unter Land. Aber als wir das letzte schützende Stück Hvar passierten, wurden wir erst richtig durchgeschüttelt: Die etwa vier Meter hohen Wellen überspülten die Polaris immer und immer wieder. Die Wellen klatschen an unserer Bordwand. Unser Motor röhrte. Der Kurs konnte nur schwer gehalten werden. Es waren immerhin fünfzigzwanzig Meilen bis zur östlichen Spitze von Hvar! Unser Fahrt über Grund reduzierte sich von sechs auf vielleicht vier Knoten. Der Wind lag bei konstanten 35 Knoten mit Böen um die 40-50 Knoten. Wir trafen die einzig richtige Entscheidung und fuhren zurück. Wir warfen einen Anker in einer Bucht unweit der Hafeneinfahrt von Vrbokska. Von hier aus konnten wir das Meer und noch zahlreiche Yachten beobachten, welche ihr Glück versuchten und in die hohen Wellen fuhren: Jede von ihnen drehte um. Entweder fuhren sie zurück nach Vrboska oder warfen einen Anker neben unserer Polaris. Natürlich wirft uns das noch weiter im Zeitplan zurück. Heute Nacht wird sich das Wetter bessern. Wir werden sehen.

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