Montenegro

16. Mai 2019

Gegen 19:30 Uhr fuhren wir am letzten Leuchtturm Kroatiens vorbei. Es ging weiter durch einen Kanal, der in das Fjord von Montenegro führt. Mittlerweile hatten wir die Navigationslichter angeschaltet. Wir setzten die Flagge von Montenegro und darunter die gelbe Flagge „Q“ welche signalisiert, dass wir einklarieren wollen.

 

Um 20:30 Uhr kam nochmal ein schöner Segelwind auf, der uns dazu bewegte, den Motor abzuschalten. Vor uns erstreckten sich rings herum zahlreiche Berge. Auf diesen zeugten zahlreiche Lichter von menschlicher Zivilisation. Unser Ziel war der Hafen Zelenika. Die Broschüre von Karl-Heinz Beständig vereinfachte uns das Finden der richtigen Pier. Sie war aber auch optisch bei Dunkelheit leicht auszumachen: Ein hoher Zaun schottete die linke Seite der Pier vom restlichen Hafen ab. Davor fanden sich viele Schiffe der Polizei. Ein Schild mit einem schwarzen Q auf gelben Grund ließ keine Frage offen: Hier legten wir seitlich an. Da die Pier wohl eher für größere Yachten gedacht war, hatten wir Schwierigkeiten, die frisch gewachste Polaris ohne schwarze Streifen der für die Yacht überdimensionierten landseits angebrachten Fender zu schützen. 

Das Manöver lief gut. Ich begab mich mit den Pässen und meiner Dokumentenmappe zur am Ende der Pier angesiedelten kleinen Polizeistation. Dieser schickte mich weiter zum Büro des Hafenmeisters Erste Straße links, weißes Haus. Ich stand zunächst vorm Finanzamt, wurde aber doch fündig. Ein freundlicher Herr tippte die Daten sämtlicher Pässe in den Computer - ich erhielt eine Crewliste, eine Vignette für etwa 25€ und ein paar Kopien für die Polizei. Ich begab mich zurück zum Polizeihäuschen. Unsere Pässe wurden geprüft und mit einem Einreisestempel versehen: Wir hatten einklariert.

 

Da es bereits 22:00 Uhr war wollten wir bloß noch einen festen Liegeplatz finden: Wir kannten uns nicht aus und ein Ankermanöver bei Dunkelheit im unbekannten Gebiet nach dem langen Tag erschien uns zu gewagt. Östlich von „Herzeg Novi“ fanden wir eine kleine Marina. Ein einziger Steg für Yachten bot zahlreiche freie Moorings. Philipp setzte rückwärts an und traf die Box problemlos. Ein Nachtwächter der Marina eilte herbei. Anstelle uns eine Mooring zu reichen, wollte er wissen, ob wir reserviert haben. Es war bereits 23:00 Uhr! Ich verneinte dies, worauf er entgegnete, dass wir dann auch nicht festmachen können. Wie viele Yachten noch kommen würden, konnte er nicht beantworten, da er das gar nicht wisse. Ich wurde ob sein Verhalten ein wenig ungeduldig und bat ihn, dies telefonisch abzuklären. Beim Herausziehen der Mooring aus dem Wasser wirkte er sehr hilflos und konnte nur durch klare Anweisungen eine landseitige Unterstützung sein. 

 

Wir waren letztlich fest. Nach einem kurzen Telefonat durften wir bleiben. Diese ganze Situation hat mich sehr betroffen gemacht: Nicht unbedingt, dass er keine Übersicht über Reservierungen hat, was an und für sich schon traurig ist. Viel mehr, dass ein Mitarbeiter eines Hafens nicht in der Lage ist, eine Crew beim Anlegen zu unterstützen! Man stelle sich nur schweres Wetter oder eine Notlage vor, in der man über jede nützliche Hand froh ist! Dafür kann dieser Mann natürlich nichts vor, sondern viel eher seine Arbeitgeber.

Die Marina hat etwa 60€ gekostet. Es gab nur Wasser und Strom. Und Strom gab es nur bei wenigen funktionstüchtigen Steckdosen. Wir durften das WC eines anliegenden hübschen Restaurants nutzen. Auf unserer Yacht feierten wir noch in den Geburtstag von Crewmitglied Lars hinein. Herzlichen Glückwunsch!

17. Mai 2019

Ein weiterer schöner Tag unseres bisher oft verregneten Törns begann. Die Sonne schien und wir bekamen eine Vorahnung, wie hübsch Montenegro ist. Zahlreiche Quellwolken lagen über den hohen „schwarzen Bergen“. Wir legten schnell ab. Unser heutiges Ziel: Kotor, - Es liegt am Ende des Fjordes. 

 

Wir legten ab und setzten direkt die Segel. Thermisch bedingte, wechselnde Winde veranlassten uns häufig dazu Manöver zu fahren. Bei strahlendem Sonnenschein war dies aber eine wahre Freude! Die Polaris lief mit Vollzeug - und das bis zu sieben Knoten! Wir segelten den Fjord hinauf als wir eine hübsche Motoryacht bemerkten, welche an Backbord weit von uns weg langsamer wurde und zu stehen schien. Wir hatten sie schon länger beobachtet. Als die Motoryacht achtern aus von uns war, gab sie wieder Schub: Unglaublich, sie kam ihrer Ausweichpflicht nach und auch noch so rücksichtsvoll und vorausschauend, dass wir nicht gestört wurden. Chapeau! 

Schöne Segelstunden lagen hinter uns als wir Kotor erreichten. Der Liegeplatz (etwa 50€ ohne Sanitär) lag neben einem großen Steg für Kreuzfahrtschiffe. Das atemberaubende Panorama wurde durch ein eben solches getrübt. Doch wir hatten Glück: Es legte ab, als wir in Kotor eintrafen. Diese Nacht sollte uns keine weitere stören. 

Die Stadt Kotor selbst war wunderschön! Von der Marina geht es durch ein Stadttor in viele kleinere und größere Gassen, welche von alten Häusern gesäumt wurden. Bei einem tollen Abendessen auf Kosten des Geburtstagskindes zogen wir ein eindeutiges Fazit: Wir hatten dieses Land überhaupt nicht auf den Zettel und waren umso mehr beeindruckt wie schön dieses kleine Segelrevier ist. Wer von Dubrovnik aus chartert kann mit jeder Segelyacht nach Montenegro. Wer mehr Informationen möchte kann sich an das im Impressum zu findenden Charterunternehmen meiner Wahl wenden. ;-)

18. Mai 2019

Nach der Geburtstagsfeier legten wir morgens früh ab um das Tagesziel Shengjin in Albanien zu erreichen. Wir tankten am Port of Montenegro voll. Hier ist für Yachten Vorsicht geboten: Man darf den Zapfhahn nur minimal betätigen. Er ist völlig überdimensioniert und das auch nicht ohne Grund: Port of Montenegro ist ein prächtiger Hafen an der viele Megayachten ansiedeln. Über Funk fragten wir, ob es möglich ist, für zwei Stunden zu bleiben und was dies kosten würde. Die Überraschung: Es war umsonst.

Nach dem Einkauf überprüften wir das Wetter, welches in den letzten Tagen doch so wechselhaft war: Ein starker Ostwind war angekündigt. Hinter dem hohen Gebirge sah man auch schon viele Wolken, welche westwärts zogen.  Die darüberliegende abschirmende Bewölkung zeugte vom schweren Wetter. Wir fragten nach einem Liegeplatz für die Nacht und machten fest.

In meinen Augen ist dies der komfortabelste und schönste Hafen, in welchem ich bisher gewesen bin. Gleichwohl ist die Gestaltung der anliegenden Stadt Tivat sehr künstlich und durchgeplant und entspricht eben nicht dem Stadtbild von Kotor oder gar Korcula, in dem Jahrhunderte alte Häuser überdauerten. Trotzdem kann ich bei einem Preis von 90€ einen Aufenthalt ausschließlich empfehlen! Nach fast einer Woche auf der Polaris mit wenigen Marinas, welche Waschräume beinhalteten, suchten wir sehnsüchtig die sanitären Anlagen auf: Es sind nicht einfache Flure mit Dusch- und Toilettenzellen! Man hat dort als Gast ein ganzes Badezimmer für sich alleine! Etwa drei mal vier Meter groß, mit Dusche, Waschbecken und Abort. Jedoch musste man den aufpassenden Sicherheitsdienst erst davon überzeugen, dass wir Kunden der Marina sind. Da muss man organisatorisch noch nacharbeiten! In der Rezeption versicherte man mir, dass wir keine Karte benötigen.

Am Abend ging es nach einem Spaziergang früh in die Kojen. Wir wollten am nächsten Tag endlich nach Albanien! Die Zeit wurde nun doch langsam knapp. 

19. Mai 2019

Am nächsten Morgen starteten wir unseren Volvo Penta und juckelten los. Bis zum Ausklarieren nach Bar liefen wir unter Motor. In Bar wollten wir auftanken. Wir stellten fest: Bar ist mittlerweile eine Bedarfstankstelle die am Sonntag geschlossen hat. Ich werde Herrn Beständig darüber informieren. ;-) 

 

Wir mussten ausklarieren. Ich erledigte die Behördengänge: Vom schwer zu findenden Büro vom Hafenmeister zum Hafenbüro und dann zur Polizei. Das ausklarieren kostete nichts. Wir verließen Montenegro und fuhren in Richtung Shengjin in Albanien. Fortsetzung folgt. 

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