Tonci,

Dein Tod nach der kurzen und schweren Krankheit hat mich getroffen. Es fällt mir schwer, meine Trauer in Worte zu fassen. Ich hatte vom ganzen Herzen gehofft, dass Du den Krebs überstehst und wir uns im Frühjahr wiedersehen. Du hast mich und mein Schaffen als Skipper sehr geprägt. Deine Anwesenheit bei meinen Aufenthalten in Kroatien und in dem kleinen Örtchen Maslinica gehörten dazu wie der Wind zum Segeln. 

 

Mein Vater hatte Dich dort als Marinero vor über zehn Jahren kennengelernt und als Freund gewonnen.

 

In der Zeit, wo wir für unsere Yacht dringend ein neues Zuhause brauchten, konntest Du uns helfen und organisiertest einen Liegeplatz. Mehr als sieben Jahre hast Du dich um unser Boot gekümmert. Viele meiner Freunde und so viele Crews haben Dich kennen und lieben gelernt. Und du hast die vielen Jahre bis zu deiner schweren Krankheit auf unser Boot aufgepasst wie auf dein eigenes Kind. 

„Polaris ist gute Boot, mit gute Motor und gute Segel.“

 

Deine Art war nicht nachzuahmen. Mir sind viele Momente mit Dir in Erinnerung. Einmal, zu Beginn eines Törns, standen Du und ich am Steg vor der Polaris. Du hast mir zunächst ein paar Hinweise zum Wetter und den umliegenden Buchten gegeben. Drauf plötzlich unvermittelt auf einen Fischschwarm gedeutet mit dem Kommentar:

„Nehmen Sie diese Fische, die sind gut zum Braten.“

Und dann bist Du ohne ein weiteres Wort in deinen VW Golf gestiegen und zu deinem Wohnwagen gefahren.

 

Dein Golf: Die Rekordzeit von Rogac nach Maslinica wurde wohl nie dokumentiert. Vergessen werde ich die legendäre Fahrt jedenfalls nie. Du konntest meine Crew und mich wegen des defekten Propellers nicht vom Festland abholen. Stattdessen sammeltest Du uns mit deinem Golf am Fährhafen in Rogac ein und flogst nach Maslinica.

„Diese Strecke habe ich in schon in unter drei Minuten gefahren!“

 

Das Jahr darauf bist du vorsichtig gefahren und  hast fünfzehn Minuten gebraucht. Auf Nachfrage wieso:

„Jetzt bin ich älter.“

 

Unsere Zusammenarbeit und besonders unsere Freundschaft habe ich sehr genossen. Bei meinen Gehversuchen als Skipper war auf Dich und Deinen Rat stets verlass. Ich konnte Dich jederzeit erreichen. Ich erinnere mich, als du mich eine halbe Stunde, bevor ein schweres Wetter einsetzte, angerufen hast um mir zu sagen:

„Wo bist Du? Machen Sie Segel klein! Tschüss!“ 

 

Und niemand hat unsere Yacht beherrscht wie Du. 

 

Ich erinnere mich, als du mir deine unschlagbare Technik vom Webeleinsteg gezeigt hast.

„So macht das gute Marinero!“

 

Und auch als „Marinero“ konnte Dir niemand das Wasser reichen. Deine entspannte und routinierte Art, Menschen zu erklären, was sie beim An- und Ablegen zu tun haben, war ohnegleichen. 

„Nehmen Sie diese Leine.“ 

 

Als ich mitten in der Nacht alleine von Milna nach Maslinica zurückgesegelt bin: Du standst zuverlässig am Steg und hast mir die Mooring gereicht.  

„Bist Du verrückt, bei diese Wetter zu fahren? Was machen Sie bei Probleme mit Motor?“

   „Aber Tonci, Polaris hat gute Motor?!“

„Ah!“ 

 

Du warst ein grundehrlicher Mensch. 

Während eines Törns war die Bordkasse einer Crew verschwunden. Es war jede Menge Bargeld drin. Davon hatte ich Dir gar nicht mehr erzählt. Wochen nach dem Törn hattest Du sie irgendwo in einer Nische gefunden und mir bescheid gegeben. 

Manchmal hattest du auch vergessen, so manche Ausrüstung zurück auf die Polaris zu legen. Mir fehlte zum Beispiel auf der Fahrt nach Griechenland unsere große Taschenlampe. Als wir in Korfu ankamen, berichteten wir Dir via Facetime von unserer Reise. Nebenbei fragte ich, wo denn die große Lampe sei? Du kramtest zu unserer Erheiterung für einen Moment herum und hast grinsend in die Kamera geleuchtet.

„Hier!“ 

Mir werden diese Momente fehlen.

 

Während meiner Aufenthalte in Maslinica sah man Dich abwechselnd in den zahlreichen Cafés. Oder auch mal am Wasser stehend Fische beobachtend. Beim Vorbeigehen fragtest Du mich:

„Wohin fahren Sie heute?“

   „Nach Dubrovnik!“

„Fahren Sie nicht immer nach Dubrovnik!“

 

Diesen Ratschlag haben wir dann auch befolgt und sind nach Italien oder wie in letzter Saison nach Griechenland gesegelt. Am Tag vor der Abreise nach Griechenland saßen wir gemeinsam in der kleinen Bar am Strand von Maslinica.

„Wohin fahren Sie heute?“

   „Nach Griechenland!“

„Wann kommen Sie wieder?

   „Ich komme nicht wieder. Mein Vater fährt zurück!“

„Diese verrückte Familie!“

   „Tonci, ich fahre aber doch mit gute Leute?!“

„Ja das weis ich!“

 

Den folgenden Tag haben wir uns das letzte Mal gesehen. Es war sehr stürmisch. Es schüttete aus Kübeln. Wir fuhren mit deinem Golf noch einkaufen. Du hast uns beim Ablegen geholfen.

Wenige Monate darauf hast Du mich angerufen. Du musstest dringend nach Zagreb ins Krankenhaus und kannst das Boot nicht an die nächsten Gäste übergeben. Ich sagte Dir, dass Du dir keine Sorgen machen sollst, ich mich kümmern werde und Du gesund werden musst. .

     „Tonci, ich hoffe wir werden uns noch sehen!“

„Ja, das hoffe ich auch!“

 

Wir sollten uns nicht wiedersehen und hatten nur noch Kontakt über das Telefon. Während deiner schweren Krankheit, berichtete ich Dir über unser vorhaben, nach Amerika zu segeln. Du hast mir gute Ratschläge und Hinweise gegeben. Mitfahren wolltest du aber nicht.

„Ich bin verrückt, aber nicht so! Ich möchte noch ein bisschen länger leben.“

 

Tonci, dass hast du leider nicht geschafft. Mit deinem Tod habe ich einen guten Freund verloren. Ich bin unendlich traurig und werde Dich in bester Erinnerung behalten.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Zan Glavurtic (Sonntag, 15 März 2020 14:12)

    Hvala

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