Segelabenteuer Albanien
Zeitraum: Mai 2019

20. Mai 2019

Wir mussten früh los: Starke südliche Winde waren angekündigt und das für die nächsten zwei Tage. Die Situation stellte uns erneut vor große Probleme! Wir hatten bis jetzt schon viel Zeit verloren, da Wind und Welle ständig gegen uns gewesen sind. Die nächsten 90 Seemeilen verliefen südlich an Albanien hinab. Mit dieser Aussicht war mir bewusst, dass unser Volvo Penta zwei harte Tage haben wird. Besser nochmal Ölstände prüfen. Er ist ein wirklich zuverlässiger und starker Motor, immerhind 43kw, der mich bisher nie im Stich gelassen hat. Da der Wind am Vormittag noch moderat sein sollte, ließen wir ihn um 05:30 Uhr morgens an. Wir trieben ihn zur Höchstleistung um die Etappe von 35sm nach Durres zu überwinden und das unbedingt bevor der angekündigte starke Südwind gegen Mittag loslegen soll. Zum Glück machten wir bei halbwegs flachen Wellen noch gut Fahrt. Es war bedeckt und immer wieder setzte Regen ein. Die flache Küste war auch hier anspruchsvoll zu navigieren. Es schwamm jede Menge Müll herum. Zwischenzeitlich kontaktierte ich unseren nächsten Agenten via WhatsApp. Die Kommunikation war auch hier sehr einfach.

Gegen 11:00 Uhr erreichten wir Durres. Durres ist eine erstaunlich große Hafenstadt. Eine riesige Zollmole bot ausreichend Platz. Eine andere Yacht unter deutscher Flagge lag schon dort. Unser Agent stand ebenfalls bereit. Er nahm meinen "Passierschein" entgegen. Ich fragte ihn, ob es möglich sei, bis Sarande durchzufahren ohne in Vlores zu halten. Das war für eine Extragebühr von 10€ kein Problem.

Guten Quellen zufolge muss eine Sportyacht nach albanischen Gesetz seit schon längerer Zeit nicht mehr an jedem Hafen halten. Die Agenten bzw. Hafenmeister und Polizisten ignorieren dies jedoch regelmäßig und machten Schwierigkeiten, wenn man entsprechende Passierscheine nicht vorweisen kann.

Ich war froh, dass ein Zwischenhalt in Vlores nicht mehr der Dokumente wegen notwendig war und schickte meine Crew zum Vertreten der Beine in die Stadt. Ich blieb bei der Polaris und unterhielt mich mit den Seglern der Yacht vor uns. Sie waren über die Nacht von Italien aus gekommen. Man wollte Richtung Montenegro weiter. Wir selbst hatten uns entschloss, gegen 14 Uhr bis Vlores weiterzufahren. Die Bedingungen schienen besser als vorhergesagt. Und zur nur Not können wir umdrehen, falls wir vor dem angekündigten starken Wind nicht durchkommen. Man sollte nicht vergessen, dass es zwischen Durres und Vlores keine schützende Bucht geschweige einen Hafen gibt! 

Die Reservekanister waren leer und sollten noch unbedingt befüllt werden. Jedoch gibt es in Durres keine Tankstelle für Yachten. Laut dem Agenten würden die großen Schiffe Kraftstoff direkt von Tankschiffen beziehen. Bis Sarande hätten wir keine Möglichkeit zu tanken. Die einzige Lösung war der beschwerliche Gang in die Stadt samt zwei 30l - Reservekanistern. Unser Agent versprach mir, dass ein deutschsprachiger albanischer Hafenarbeiter dabei hilft. Dieser traf auch kurz nach dem Gespräch ein. Er brachte mich zu seinem Auto und fuhr uns hilfsbereit zur Tankstelle. Freundlich und zuvorkommend, wie bisher alle Menschen die wir in Albanien kennenlernen durften. An der Tankstelle konnte in Euro bezahlt werden. 1,30€ kostete der Liter. Der nette Herr machte darauf noch eine kleine Stadtrundfahrt.

Er erklärte mir, dass die albanischen Bürger in Frieden zusammenleben und kein Unterschied ob der Religion gemacht wird. - Was mich nebenher mehr faszinierte war der dichte, jedoch reibungslos funktionierende und stressfreie Straßenverkehr. Hielt ein Fahrzeug in zweiter Reihe, fuhr man einfach drumherum ohne wild zu hupen oder zu pöbeln. Jeder Verkehrsteilnehmer achtete auf den anderen und ließ ihn zur Not einfach gewähren und blieb dabei gelassen.

Da wir mit dem PKW nicht auf das Gelände des gut gesicherten Industriehafens dürfen, mussten wir die letzten hundert Meter mit vollen Kanistern laufen. Eine Mitarbeiterin des Hafens schien zu bemerken, wie wir uns abmühten und eilte zügig mit einer Schubkarre herbei.

Wir kamen gegen 14:00 Uhr mit vollen Kanistern an der Polaris an. Meine Crew war pünktlich wie verabredete zurück. Auch unser Agent stand mit erledigtem Papierwerk bereit. Ich erhielt erneut einen Din A5 Passierschein und 60€ wechselten den Besitzer. Wir legten bei strahlendem Sonnenschein ab. Da die Etappe auf alle Fälle bis in die Nachtstunden gehen wird erarbeiteten wir nach kurzer Absprache einen Schichtplan. 

Mit 6,5kn Fahrt unter Motor liefen wir gen Süden. Zwischenzeitlich versuchten wir zu segeln. Bei der starken Strömung hätten wir aber tagelang aufkreuzen müssen. Der Wind war noch moderat mit maximal 15 Knoten. Gegen 19:00 Uhr wurde er stärker und lag zwischen 20 und 25 Knoten. Überraschenderweise hatten wir trotzdem noch etwa fünf Knoten fahrt. Aufmerksam beobachteten wir die Nimbostrati, welche sich auf der gesamten Strecke auf dem Weg nach Vlores an der Küste Albaniens entwickelten. Vor Sonnenuntergang traten aus ihnen die ersten Regenschauer hervor. Nach Sonnenuntergang konnten wir erste Blitze sehen. Ich bereitete meine Crew auf eine lange Nacht vor. Bei starken Wellen fing die Polaris gehörig an zu stampfen. Unser Propeller konnte das Wasser in Folge nur schwer greifen. Ich reduzierte die Fahrt, damit der Rumpf ruhig im Wasser lag. Die folgenden Stunden machten wir gerade mal vier Knoten über Grund. Mit Raumwind wären wir schnell wieder in Durres gewesen. Die Hälfte der Strecke war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon bewältigt. Wir entschlossen uns durchziehen mit dem Bewusstsein, dass bei diesen Umständen der Rest der Strecke erst bei Sonnenaufgang geschafft sein wird. Immer mehr Gewitter bauten sich an der Küste auf.

Ich legte mich gegen 23 Uhr im Salon aufs Ohr. Blitze erhellten ihn in Sekundentakt. Die etwas später zu hörenden Donner zeugten jedoch von einem noch ordentlichen Abstand zum Unwetter. Kurz nach Mitternacht waren Lars und ich an der Reihe und hielten Wache im Cockpit.

Nur noch etwa 15 Seemeilen bis zur Bucht von Vlores: Wir sahen bereits das Leuchtfeuer, welches auf einer Insel westlich regelmäßig aufblitzte. Auf Backbord über der Küste Albaniens reihten sich Gewitter und zogen zügig nordwärts. An Steuerbord gen Italien ein sternenklarer Himmel. Vor uns ein riesiger Cumulonimbus. Unsere Distanz zur Küste betrug etwa fünf Seemeilen. Die hohen Wellen schlugen von allen Seiten gegen die Polaris, welche mit langsamer Fahrt parallel zur Küste hinauf fuhr. Wir entschlossen den Abstand zur Küste zu wahren, solange die Gewitter ebenda tobten! Zwei meiner Skipper gingen erstmal ins Bett um für die Morgenstunden parat zu sein. Eine Crew, die bei jeder Wetterlage immer die Nerven behält, findet man nicht überall! Hut ab. Es ist angenehm mit ihnen unterwegs zu sein.

Mein blickt wendete sich wieder nach vorne. Ich musste aufgrund von Regen und Wind die Augen zukneifen um etwas sehen zu können. Das Leuchtfeuer von Vlores, vorher samt Insel noch sehr gut zu sehen, blitzte zunehmend immer schwächer und schwächer auf bis es verschluckt wurde. Die Zelle wanderte in unserer Richtung! Wir drehten das Ruder auf Steuerbord und steuerten westwärts aufs Meer ab und reduzierten die Fahrt, da die Wellen immer höher schlugen. Das Deck wurde immer wieder von beiden Seiten überspült. Die Sicht reduzierte sich zunehmend und die herabfallenden Wassermassen waren schon deutlich zu hören.

 

21. August 2019

 

„Skipper aufstehen! Soldaten sind da!“

Die Sonne schien durch die kleine Seitenluke in meine Kabine, das Meer war friedlich. 

„Was? Wo sind wir?!“

„In Vlores! Wir hatten letzte Nacht Sturm!“ - Was für ein Sturm?!

Völlig schlaftrunken eilte ich den Niedergang hoch und blickte auf ein großes schwarzes Schlauchboot mit fünf Soldaten. Einer von ihnen war der Wortführer, der Rest schaute zu und grinste. Woher wir kommen, wohin wir wollen, wie ich heiße, wie heißt das Boot, unter welcher Flagge läuft sie. Fragen über Fragen! Die einzigen Fragen die ich ohne Zuhilfenahme meiner Crew beantworten konnte waren Schiffsname, Flagge und Ort. 

Langsam kamen die Erinnerungen wieder: Der heranbrausenden Gewitterzelle wenige Stunden zuvor konnten wir nicht ausweichen. Sie kam bedrohlich näher und näher und zog über uns mit aller Macht hinweg. Das Deck wurde von den Regenmaßen überspült. Wellen traten von beiden Seiten bis über die Unterkante der Reling. Wir fuhren mit langsamer Fahrt in Richtung Bucht von Vlores und wichen nicht mehr weiter westlich gen Italien aus. Wir waren ohnehin schon mittendrin! Vorsichtig mittendurch gegen den Sturm war die bessere Option. So etwas habe ich noch nie erlebt! Hätte es nur die geringste Andeutung vom Wetterdienst gegeben: Wir wären in Durres geblieben und hätte uns ein Bild vom albanischen Großstadtrubel machen können. Vor der nächsten Langfahrt muss ich noch mehr über Wetterkunde lernen um noch besser meine eigenen Schlüsse ziehen zu können. 

Bei der Zuggeschwindigkeit der Wolken (auf dem Wasser hatten wir etwa dreißig Knoten Wind) sollte es nicht lange brauchen, bis das Gewitter unsere Yacht passierte. Irgendwann war der Leuchtturm wieder zu sehen, welcher zuvor scheinbar verschluckt wurde. Eine weitere Zelle war aber schon im Anmarsch. Auch sie ergoss sich über uns. Wir kauerten unter der Spray Hood und überließen Penta und Autopilot das Fahren. Hagelkörner prasselten auf das Deck. Blitze ringsherum. Wie oft wird eine Segelyacht vom Blitz getroffen? Durch die Gummifenster der Spray Hood wahrten wir den Blick voraus. 

Es sollte aber das letzte Gewitter gewesen sein. Das Meer wurde glatt und friedlich, als wir gegen 03:00 Uhr in den schützenden Bereich der Bucht von Vlores fuhren. Mond und Sterne zeigten sich. Noch zehn Seemeilen in die Bucht hinein. Ich ging den Niedergang hinab unter Deck. Zwei Crewmitglieder schliefen auf den Bänken im Salon. Nur die leuchtenden Displays vom Funkgerät, Plotter und der Logge erhellten den Bereich des Navigationstischs. Ich las 5,5 Knoten „Fahrt durchs Wasser“ ab. Die sollte sich mit der Fahrt über Grund decken. Der Penta, dessen Leistung wir vor den Gewitterzellen merklich reduzierten um das Aufstampfen zu verhindern, machte ohne Wind und Welle wieder eine schöne Fahrt und surrte friedlich vor sich hin. Wir wollten ihn nicht mehr ob der Schlafenden aufdrehen. Aus einer kleinen Luke tröpfelte es langsam in den Salon. Bei den Wassermassen kein Wunder, jedoch werden die Dichtungen sobald wie möglich getauscht. 

Ich informierte die Crewmitglieder, welche in den Kojen lagen, dass wir nun in seichten Gewässern sind, das Unwetter vorbei ist und wir noch etwa zwei Stunden fahren. 

Das Ziel war das flache Gewässer am östlichen Ende von der Bucht von Vlores. Ein schöner Ankergrund wo wir gegen 05:00 Uhr den Haken ins Wasser warfen. Der Himmel war wieder ringsherum blau und friedlich als ich mich nach einem verdienten Anleger-Bier mit meiner Crew in die Koje legte. 

Und an eben diesem Ankerplatz störten sich die Soldaten. Wir lagen in einem militärisch gesperrten Bereich. Hätte ich Christian Winklers Broschüre und die Seekarten genauer gelesen, wäre mir das Ärgernis erspart geblieben. Die Soldaten waren gleichwohl freundlich und wünschten uns einen schönen Aufenthalt in Albanien. Wir müssten weiter nördlich eine andere Stelle suchen. Ich entschloss mich, ein paar Seemeilen zum südwestlichen Zipfel der Bucht zu fahren. Wo man schon wach ist, kann man bei dem ruhigen Wetter auch schon ein bisschen näher zum Ziel Griechenland fahren. 

Am Zipfel fanden wir eine herrliche Bucht. Das schöne Wetter lud zum ausgiebigen Baden ein. „Das wird heute ein schöner Tag!“ - sagte Co-Skipper Lars. Er sollte Recht behalten. Das Wetter war bis Törnende schön! Neptun und Rasmus hatten uns anscheinend ausreichend geprüft und den Transit endlich bewilligt. ;-)

Die Strapazen der langen Nacht steckten dem ein oder anderen Crewmitglied in den Knochen. Eine gute Mahlzeit musste her. Der Skipper kochte für seine Crew eine ausgezeichnete und hausgemachte Bolognese. Die letzten Gnocchi aus Kroatien wurden aufgebraucht. Das Tagesziel wurde nach dem Abspülen festgelegt: Wir wollten zum „Port of Palermo“ fahren. Richtig gelesen. Einer von Fahrten-Yachten gut frequentierte und geschützte Bucht mit Restaurant an der südlichsten Küste von Albanien. „Port“ ist hierbei völlig übertrieben - viel mehr als eine größere Bucht mit Burg ist es nicht. Bis nach Sarande wären es von da an nur noch fünfzehn Seemeilen. Die wollten wir uns samt des umständlichen Ausklarierens für den Folgetag vornehmen. Wir wollten nicht wieder mitten in der Nacht irgendwo festmachen. Zudem gab es einen schönen Anlass: Die Polaris hat zum ersten Mal die Adria verlassen und das „Ionische Meer“ erreicht. Wir wünschen dir auch hier immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

Nach dem Abspülen ließen wir den Volvo Penta an und tuckerten los. Ab unserem Standort bis Sarande sollte der schöne Teil von Albanien beginnen. Wir sahen zuerst die in der Broschüre von Christian Winkler beschriebene Höhle - wirklich eindrucksvoll. Die Polaris hätte hineingepasst. Es wehte ein seichter Ostwind, sodass wir erneut den Motor nutzen mussten. Der Wind stellte uns aber vor keine großen Probleme. Wir hätten gerne gesegelt. Doch wollten wir die Zeit, welche wir unter den schweren Bedingungen der letzten Wochen verloren nun aufholen und lieber für Griechenland nutzen. Außerdem konnte man sich nach der langen Nacht entspannt in die Pflicht oder aufs Deck lümmeln um die Szenerie zu genießen. Und die Szenerie war wirklich traumhaft schön! Die Bilderreihe ist besser als jede Beschreibung. 

Ein großes Schiff der albanischen Marine fuhr mit einer Seemeile Abstand an uns vorbei. Wir hörten häufiger über Kanal 16 „Sailingboat! Sailingboat!“. Ob wir gemeint waren? Ich antworte über UKW - wir waren tatsächlich gemeint. Die vielen W-Fragen konnte ich diesmal problemlos beantworten. Nach kurzer Wartezeit wurde uns eine gute Fahrt gewünscht. Die albanischen Behörden wissen über ihre EDV genau, welche Schiffe mit welcher Besatzung bei ihnen unterwegs sind. Ob es eine Rufbereitschaft in den albanischen Gewässern gibt kann ich nicht beantworten. Einer Fregatte der albanischen Marine sollte man aber besser antworten. 

Eine Stunde später, ich saß im Salon und stellte den Blog über Montenegro fertig, ertönten laute Sirene aus dem Cockpit unserer Yacht. Ich dachte erst an einen Scherz meiner Crew, es war aber tatsächlich ein größeres Boot der albanischen Küstenwache, welche achternaus beilag. Auch hier wurden von mir sämtliche W-Fragen präzise beantwortet. Uns wurde nach kurzer Wartezeit ein schöner Aufenthalt gewünscht. Wir näherten uns eindeutig der Grenzregion zu Griechenland, die durch beide Seiten streng bewacht sein soll. „Unterm Radar“ die Küste Albaniens zu erkunden kann ich an dieser Stelle nur tunlichst abraten! 

Der Wind entwickelte sich mehr und mehr zu einer Flaute. Die Sonne stand am Horizont dazu bereit unterzugehen. Wir wollten seitlich an einer hohen Pier am „Port of Palermo“ festmachen. Ein albanischer Sheriff forderte uns aber freundlich zu ankern auf. Kein Problem. Unweit von drei anderen Yachten mit unterschiedlichsten Flaggen warfen wir unseren Anker ins Wasser und machten das Dingi zum Ausbooten klar. Dies gelang in zwei Zügen. Wir fuhren langsam an den bereits vor Anker liegenden Yachten vorbei um kein Schwoi zu erzeugen. - Es gibt nichts nervigeres als an einem schönen Abend von vorbeibrausenden Booten durchgeschüttelt zu werden. Einen hübschen Weg folgend gelangten wir zum Restaurant. Von hier aus konnte die Bucht schön überblickt werden. Die Preise der Speisen entsprachen deutschem Niveau und waren köstlich. 

Nach dem Abendessen und einem Getränk in der Pflicht gingen wir zu Bett: Am Folgetag sollten wir Griechenland erreichen.

 

22. Mai 2019

 

Wir waren gegen 09:00 Uhr die letzte Yacht, welche den „Port of Palermo“ verließ. Ich kontaktierte eine Agentin, dessen Nummer aus dem bisher sehr hilfreichen Törnbericht von Christian Winkler entnommen werden konnte. Auch hier war der Kontakt über WhatsApp sehr unkompliziert. Wir kamen gegen Mittag in Sarande an. Wir fanden die deutlich markierte Zollpier. Kurz darauf begrüßten mich zwei Herren welche sich als meine Agenten vorstellten. Ich teilte ihnen mit, eine Dame erwartet zu haben. Und diese Dame eilte die Treppe herunter in Richtung unserer Yacht: Sie befürchtete scheinbar, dass ich abgeworben werde. Sie nahm meine Dokumente und zum ersten Mal in Albanien auch unsere Pässe entgegen. Ich teilte ihr mit, bis 15 Uhr in Sarande bleiben zu wollen, bevor es nach Korfu geht. Wir wollten erst einmal die Beine vertreten. Für fünfzig Euro bekam ich drei Stunden später alles zurück, incl. der ersten behördlichen albanischen Crewliste, welche mir das Übersetzen nach Griechenland erlaubte. In Sarande schien alles deutlich professioneller abzulaufen. 

Sarande ist eine sehr interessante und hübsche Stadt, welche ich für Wochenurlauber aus Korfu ausdrücklich empfehlen kann. Die Fähren pendeln ab Korfu-Stadt ständig und kosten etwa 40€ für beide Strecken pro Person. Wer mit der Yacht kommt, kann auch problemlos an der Pier einen Liegeplatz erhalten. Wasser ist vorhanden. Da man jedoch dort dem Trubel der vielen Ausflugsboote ausgesetzt ist, rate ich nach Erledigung der Dokumente im flachen Hafenbecken zu ankern und auszubooten. Einen Yachthafen gibt es nicht. Die im Internet zu findende „Marina Sarande“ ist keine klassische Marina. Es ist nur ein kleiner geschützter Steg an denen zahlreiche Bars anliegen. Hier liegen nur einheimische kleine Kutter. Und der Außensteg ist zum Festmachen zu flach. 

Sarande ist ein Badeort welcher durch zahlreiche Touristen besucht wird. An jeder Straßenecke macht sich jedoch die Armut in Form von bettelenden Familien bemerkbar. An den anderen Straßenecken werden offensiv Drogen angeboten.

Wir trafen uns um 15 Uhr an der Yacht. Der Skipper hatte in Sarande einen Friseur aufgesucht. Kostenpunkt für das Schneiden von Haare und Bart: 700 Let (ca. 5,80€)

Die Empfehlung erhielt ich von meiner Agentin. Sie schickte mich mit einem Stadtplan bewaffnet los. Ich streifte durch die hübschen Gassen treppauf, treppab über die Promenade zurück in das Stadtinnere. An einer Häuserwand am Zielort lehnte ein älterer Herr mit weißen Kittel an. Wir sahen uns an und er wusste was zu tun ist. Obwohl wir keine gemeinsame Sprache sprachen, war das Ergebnis laut meiner Crew absolut sehenswert. ;-)

Wir trafen uns pünktlich am Schiff und setzten nach Korfu über. Unsere Zeit in Albanien war vorbei. Ursprünglich hatten wir vor, zwei oder drei Tage mehr in Albanien zu verbringen. Wir wollten in Durres, Vlores und Sarande jeweils eine Nacht verweilen. Wir gaben die Pläne auf um zum Ende hin zumindest drei Tage in Korfu zu haben. Es gibt nichts schlimmeres, als einen Törn, wo man auf dem letzten Drücker am Zielort angelangt. Einen Abend in einer albanischen Hafenmetropole hätten wir gleichwohl gerne erlebt. Vlores oder besonders Sarande wären dafür in Frage gekommen. 

In diesem Land haben wir ausschließlich gastfreundliche Menschen erlebt. Sogar die hilfsbereitesten und gastfreundlichsten, die ich je erlebt habe. Das Land selbst ist auf „Yachtis“ überhaupt nicht ausgerichtet. Das war uns bewusst. Segler alter Schule dürften damit auch kein Problem haben. Wer mehr Komfort erwartet und die Nasszellen seiner Yacht meidet, sollte Albanien fern bleiben. 

Wer aus Griechenland kommend die Möglichkeit hat, mit einer Yacht Albanien zu besuchen, sollte dies unbedingt tun. Ihr seid größtenteils alleine unterwegs! Wenn nicht gerade die Küstenwache anklopft. Der Abschnitt Vlores bis Sarande ist absolut empfehlenswert. In Vlores gibt es zudem eine Marina, die wir jedoch nicht aufsuchten. Sie ist etwas schwer zu manövrieren.

Den Küstenabschnitt von Montenegro bis Vlores können wir nicht empfehlen. Die langen Abschnitte sind völlig schutzlos, flach und zugemüllt. 

Es war gleichwohl eine tolle und sehr interessante Erfahrung. Sollten wir die Etappe jedoch nochmal fahren, würden wir von Kroatien kommend über Italien fahren und erst in Vlores ansetzen. An dieser Stelle nochmal besten Dank an Christian Winkler und seinem Törnbericht über Albanien. Dieser Bericht hat uns wirklich weitergeholfen. Wer ihn für seinen Törn braucht, kann sich gerne an ihn wenden.
 

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